Aktuelle Zeitthemen


"Der Erhalt der Gesundheit ist bedeutungsvoll, wird aber ohne die Würde des Menschen nichtig."

- Ilona Kramhöller

Die Haltung des Menschen ist jetzt gefragt

Verfasst von Ilona Kramhöller

Wenn alle moralisierenden Urteile überwunden werden, kann sich das Bewusstsein automatisch freier vom Leibe bewegen.“ 1

Es liegt jetzt an der Haltung des Menschen, am einzelnen Bürger, wie er und das gesamte Volk aus dieser Krise hervor gehen. Von den einen wird die Krise als die „Corona-Krise“ bezeichnet und von anderen als die „Krise der Freiheit“. Wie dem auch sei, deutlich wird, dass die kommende Zeit eine absolut andere sein wird. Für viele Menschen ist es mit Sicherheit spürbar, dass ein Spannungsfeld sich ausdehnt unter der Bevölkerung.

Das moralisierende Wesen findet immer Raum in der polarisierenden Ebene. Das klare logische Denken, ein bewertungsfreies Denken, welches auch frei von Antipathien und Sympathien ist, schafft keinen Raum für moralisierende Gedanken. Im Gegenteil, es entsteht Raum für Entwicklung.

Zunächst müssen Voraussetzungen geschaffen werden, damit moralisierende Urteile überwunden werden können. Sobald moralisierende Bewertungen wie beispielsweise „gut und schlecht“ oder „richtig und falsch“ weichen können, wird das Beobachten und Denken freier. Welche Grundlagen sind notwendig oder müssen geschaffen werden für diesen Prozess des klaren Erfassens der Umstände und Eröffnung eines Weitblickes für die Zukunft? Ich denke, dass nun die Zeit gekommen ist für die Entwicklung einer neuen Beziehungsebene und sogar einer neuen Beziehungskultur. Entscheidend ist auch die Vorstellung dazu, dass dieser Prozess nicht von alleine geschieht sondern gewollt werden muss von den einzelnen Menschen. Sowohl im zwischenmenschlichen Bereich als auch im Erforschen von Umständen, Gegebenheiten, Umwelt und Themen der Welt.

Welcher Gedanke liegt der Beziehungsebene zugrunde? Welcher Gedanke kann gewählt werden für den Aufbau einer neuen Beziehungskultur? Von was gehen wir aus? Je nachdem welcher Inhalt und Gedanke uns antreibt, von welchem Menschenbild wir ausgehen, entsprechend wird das Ergebnis sein. Gehen wir davon aus, dass der Körper und die materiellen Erscheinungen das höchste Gut des Menschen sind und das Bewusstsein ein Produkt aus der Gehirnleistung und Intellekt darstellt, dann wird die zukünftige Digitalisierung, die sich mit Sicherheit noch weiter ausdehnen wird, eine andere Bedeutung einnehmen als bei einem Menschenbild, das eine Dreigliederung aufweist. Ein Menschenbild, bei dem der Mensch in seinem seelisch-geistigen schöpferischen Potential erkannt wird und der Körper eine individuelle Ausdrucksform im Irdischen widerspiegelt.

Die Gegenseitige Förderung im Miteinander. Von dem zuletzt genannten Menschenbild ausgehend wird das zwischenmenschliche Kommunizieren und Arbeiten ein gegenseitiges Fördern bedeuten um der Entwicklung Willen. Ein „Sich-Gegenseitiges-Fördern“ bildet eine andere Grundlage in der Beziehungsebene als ein „Überzeugen-Wollen“. Dem Einzelnen die Freiheit lassen, in welchem Tempo und Intensität er sich auf die Dinge zubewegt ist ein weiterer Anspruch für alle Menschen. Das ist eine große Herausforderung und aus eigener Erfahrung weiß ich, dass „ein gut gemeinter Rat nicht immer gut gelungen ist“. Solch ein Rat kann oft auch die Atmosphäre beengen und führt dann eher dazu, dass die Person sich zurückzieht anstatt sich dem Thema zu öffnen. Aus dieser Erfahrung heraus ist es günstig, wenn im Beziehungsfeld Interesse lebt. Ein Interesse für den Anderen mit seinen Motiven und Gedanken, aber auch das Interesse Neues zu schaffen.

Ohne das moralisierende Urteil wird der „Weg“ ersichtlich, der den Menschen zur Freiheit und Entwicklung erhebt, oder der ihn in die Abhängigkeit, Unfreiheit und Rückbindung an das Vergängliche führt. Für die Zukunft wäre es erstrebenswert, wenn der Einzelne sich prüfend verhält und in die Anschauung nimmt, welche Maßnahmen und Aktionen wirklich förderlich für den Menschen sind und welche Maßnahmen den Materialismus und die Abhängigkeiten stärken. In wie weit ist beispielsweise die Digitalisierung mit ihren Möglichkeiten und Anwendungsgebieten vertretbar für den Menschen und ab wann wirkt sie zerstörend auf den Menschen? Spätestens jetzt ist für die Anschauung offensichtlich, dass für die Antwort das Motiv und das Menschenbild auschlaggebend sind in der Betrachtung. Mit dem Bemühen um eine freie Urteilsbildung hat der Einzelne die Möglichkeit eine freiere Standposition einzunehmen und er nähert sich dem Kern der Sache und dem wirklichen Inhalt.

Die Überwindung der Moralisierung. Diese liegt meines Erachtens in der Auflösung des Wahrheitsanspruches. Wirkliche Gesetzmäßigkeiten, Logik, seelische-geistige Gesetze, die kosmische Logik zu der auch die Mathematik zählt, werden über Grenzen hinaus Bestand haben und in verschiedenen Bereichen zu finden sein. Daraus entstehen Bezüge und Zusammenhänge, die der Mensch selbst herstellen kann, sofern er diese eigenständig suchen will. Wird eine logische Gesetzmäßigkeit selbst erkannt, dann ist dies verbunden mit einer Freude und seelisch-geistigen Entwicklungsschritten. Die Logik wird anwendbar. Was wahr ist wird immer wahr bleiben, während die Lüge auf Dauer kein Bestand hat. Um eine Lüge aufrecht zu erhalten, muss dafür gesorgt werden, dass die Lüge nicht an das Licht kommt und gesehen wird. Sollte die Lüge doch aufgedeckt werden, muss sie schnell wieder zugedeckt werden mit einer weiteren oder noch größeren Lüge und so weiter, bis es schließlich nicht mehr möglich wird. Unter Umständen kann dies sehr lange dauern. Es gibt aber auch Dinge, die weiß man nicht besser und man geht davon aus, dass es die Wahrheit ist. Durch Interesse für andere Menschen, ihre Fähigkeiten und Kenntnisse, ihre Motive und Gedanken zu den Dingen wird der eigene Forschergeist angeregt.

Im Prinzip kann jeder für jeden ein Lehrer sein. Dieser Prozess bewirkt sehr wahrscheinlich, dass auf natürliche Weise neue Bezüge und Zusammenhänge erkannt werden und vielleicht sogar eine neue „Logik und Wahrheit“ sich offenbart. Mein Kollege hat ein schönes Beispiel dazu formuliert: „So gab es eine Zeit, in der die große Mehrheit der Menschheit glaubte, dass sich die Sonne um die Erde drehe. Dies hat weder die Erde noch die Sonne besonders beeindruckt. Als dann jemand behauptete, die Erde drehe sich um die Sonne, wurde dies von der Mehrheit der Menschheit als Lüge bezeichnet. Heute wissen wir, dass es die Wahrheit ist, denn die Wahrheit hat Bestand. Dies zeigt auch, dass die Wahrheit nicht immer bei der Mehrheit der Menschen zu finden ist. Darum ist das Bemühen um eine freie Urteilsbildung besonders wertvoll, wenn man sich dem wahren Gehalt eines Sachverhaltes annähern will.“2

Wichtig ist zunächst einmal die Wahrnehmung der Fakten und der Gesetzmäßigkeiten. Bleiben wir zunächst bei dem Beispiel der „Digitalisierung des Lebens“. Es wäre ungünstig zu sagen, die Digitalisierung ist schlecht oder gut. Die Technik an sich ist neutral. Es kommt darauf an, was der Mensch damit macht und mit welchem Motiv er sie entwickelt, einsetzt und bedient. Welche Gedanken liegen dieser Entwicklung zugrunde? Ist die Würde des Menschen ein zentrales Thema, das Beachtung findet oder nicht? Mir scheint, dass gegenwärtig eine Auseinandersetzung mit diesem Thema in Verbindung mit der Entwicklung im Medienbereich unausweichlich ist. Zum einen als Multiplikator von Suggestionen, Träger von Informationen und Wissen, gefiltert oder auch ungefiltert, mit und ohne Zensur, als Hilfsmittel in der Pädagogik und Bildungssystem und als „Kommunikationsnotlösung“ wie sie gerade jetzt praktiziert wird durch die Pandemiemaßnahmen seit Ende März 2020.

Eine wichtige Frage sollten wir uns ganz ehrlich im Stillen denken: Inwieweit haben wir noch eine bewusste Führung in diesem Bereich oder hatten wir diese jemals schon? Seien es die Fitnessarmbänder, Facebook, webbasierte Kommunikationsdienste wie Skype oder Zoom – bei allen wird wissentlich ausgenutzt, dass der Anwender die Nutzungsbedingungen und Verarbeitung seiner Daten nicht voll umfänglich erfassen kann.3 In Zusammenhang mit der angeblichen „Corona-Bekämpfung“ werden die Fitnessarmbänder und Apps genutzt. Der Einzelne sollte unbedingt hinschauen und sich nicht einfach der Massenbewegung anschließen. In einigen Gesprächen in den letzten Tagen zeigten sich Überlegungen, die dahin gehen, dass vielleicht viele Firmenmeetings über Ländergrenzen hinweg mehr online durchgeführt werden sollten, um so einige Flüge eventuell reduzieren zu können. In diesem Zusammenhang sollten aber mehrere Dinge durchdacht werden.

Auffällig ist auch, dass viele Bürger nicht mehr die Kraft haben, in Zusammenhang mit der Digitalisierung das Thema 5G und die Auswirkungen auf die Gesundheit und das Nervensystem des Menschen anzuschauen. Welcher Gedanke und welches Motiv bewirken, dass man diesem Angriff auf die Gesundheit weniger Gewicht beimisst? Diese Frage lass ich bewusst offen. Ich denke es wäre auch sinnvoll einmal darüber nachzudenken, welche Ziele und Motive bilden die Grundlagen für das „Starlink“ Projekt. Anfang Januar 2020 wurden zum dritten Mal 60 Satelliten für dieses Projekt ins All geschossen, die nun wie eine Perlenkette um die Erde ziehen. Insgesamt sind 12 000 Satelliten oder mehr geplant, die später einmal wie ein Netz sich um die Erde verteilen. „Starlink“ ist ein Projekt des US-Unternehmens SpaceX von Tesla-Chef Elon Musk.4

Welche Bedeutung hat der direkte, persönliche Kontakt? In meiner Tätigkeit als Yoga-und Rehatherapeutin ist der unmittelbare direkte Kontakt zu den Menschen im Sinne eines Rhythmischen Zusammenwirkens, wie dies Heinz Grill beschreibt, Grundlage für die Förderung des Menschen im seelisch-geistigen als auch im physischen Bereich. Ein Mensch, der sich seelisch wahrnimmt, wird spüren, dass diese sich ausdehnen und sich in Bezüge erleben will. Ist das nicht ein Grundbedürfnis im Menschsein? Aus meiner Erfahrung heraus entsteht innerhalb des persönlichen, direkten Aufeinander Zugehens eine spürbare erbauende Substanz im Raum. Das räumliche Empfinden wird unmittelbar erlebt über den Atemprozess und hat eine Auswirkung auf das Befinden.

Bin ich als Therapeut darum bemüht, den Raum weit und frei zu gestalten und sind auch die Teilnehmer bestrebt aktiv die Inhalte im Unterricht gedanklich bewegen zu wollen, dann weicht das konsumierende Prinzip und die Atmosphäre erlebt eine Anhebung und Weite. Wo fühlt der Mensch sich wohler? In einem weiten oder in einem beengten Raum? Ein hoher und weiter Raum, in dem sich 15 Personen befinden kann sich eng anfühlen und ein Raum, der viel kleiner ist und sich ebenfalls 15 Personen sich darin aufhalten, kann sich ganz angenehm und weit anfühlen. Das kann an der Innenarchitektur des Raumes liegen aber vor allem wird die Atmosphäre geformt aus dem Denken und Fühlen der Menschen. Wie wird die Begegnung gestaltet oder eben nicht gestaltet? Gehen die Menschen in Beziehung oder bleiben sie bei sich oder gar in einem konsumierenden Prinzip?

Welche Bedeutung hat der eigene Standpunk, das eigene Zentrum? Der eigene Standpunkt des Menschen ist sehr bedeutungsvoll und wird die Zukunft prägen, so wie er die Vergangenheit geprägt hat. Der eigene Standpunkt ist kein statischer Ort, sondern ein Zentrum des Menschen, das in sich selbst bewegt und lebendig ist. Wie ist das zu verstehen? Zunächst ist es bedeutsam, welches Menschenbild der Einzelne für sich selbst als Ausgangspunkt erfasst und durchdrungen hat. Welche Bedeutung hat darin die Freiheit und die Würde des Menschen? Beinhaltet das Menschenbild diese hohen Ideale oder erhalten sie weniger Gewicht?

Entsprechend dem Menschenbild, in dem der Einzelne gegründet ist, bewegt sich sein Gedankenleben und er geht mit diesen Gedanken in die Wahrnehmung im Außen. In der Folge hat der Mensch die Aufgabe, die Eindrücke über die Sinnesregionen, Wahrnehmungen, Gedanken aus den Medien und Meinungen zu verarbeiten. Die daraus resultierende Verantwortung liegt allein beim Menschen selbst, jedoch hat er die Freiheit, sie zu übernehmen oder nicht. Diese freiheitliche Entscheidung hat eine Auswirkung auf das Beziehungsleben und auf die seelisch-geistige Entwicklung im gesamten Weltenzusammenhang. Erfolgt die Übernahme einer verantwortlichen Aktivität im Beziehungsleben, dann geschieht dies aus einer Ich-Aktivität heraus und benötigt eine innere Kraft, die dem Selbstgefühl zugeordnet werden kann. Gleichzeitig ist dieser Prozess verbunden mit Empfindungen zu den anderen Personen oder Themen und zu sich selbst. Es kann eine gesunde Einordung im Weltgeschehen stattfinden.

Weiterhin entsteht in diesem Bezug ein gesundes Leib-Seele-Verhältnis und eine Ausstrahlung nach außen, die spürbar ist mit einer Ruhe und Ordnung. Dieser Ordnungsprozess benötigt ein klares Bewusstsein. Ein Bewusstsein, das als bewusstes Instrument selbst erlebt wird durch die Unabhängigkeit zu den bisherigen Erfahrungen, Eindrücken und eigenen Projektionen. Ein Beispiel kann dies verdeutlichen. Ein Ehepaar hat gemeinsam eine Veranstaltung besucht und beide berichten darüber am nächsten Tag ihren Freunden. Die Erzählungen fallen recht unterschiedlich aus und beide legen die Betonung auf ganz andere Inhalte. Sobald die subjektiven Gefühle und die eigenen Projektionen überwiegen, bleiben oftmals die Motive des Referenten und die Inhalte ungesehen. Gefühle aus subjektiven Wahrnehmungen sind für eine Ordnungsarbeit ungünstig, während Empfindungen aus objektiven Wahrnehmungen eine zentrierende Einordnung fördern.

Ein Zitat von Dr. med. Wolf-Jürgen Maurer, Facharzt für Allgemeinmedizin, Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, lautet „Nicht die Dinge und Fakten des Lebens beunruhigen die Menschen, sondern ihre private Meinungen über die Dinge und Fakten[…]Jedes Gefühl basiert auf einem Gedanken. Jedes unangenehme Gefühl auf einem angstbasierten, negativen Gedanken[….]So verwickelt uns unser Verstand permanent in eine Problemsituation und erzeugt kraftraubende Konflikte.“ Diese Aussagen halte ich für treffend, obgleich Herr Dr. med. Maurer von einem anderen Grundgedanken als ich ausgeht. Viele unangenehme Gefühle, die das Denken beeinflussen, resultieren aus Suggestionen, die im Unbewussten arbeiten, so lange sie ungesehen bleiben. Wie kann aber nun das Bewusstsein geschult werden und als wirkliches Instrument im Beziehungsleben eingesetzt werden?

Die Gliederung von Denken, Fühlen und Wollen fördert die empathische Beziehungsfähigkeit bis zu einem kraftvollen klaren Bewusstsein.

Das freie Bewusstsein ist ein Ergebnis einer gelungenen Ordnung der Seelenkräfte Denken, Fühlen und Wollen und der Fähigkeit, von den Prägungen und eigenen Erfahrungen immer wieder etwas loszukommen um der Entwicklung Willen. Das Denken hat einen Einfluss auf unsere Gefühle und auf unsere Handlungen. Gleichfalls wirken Handlungen auf unsere Gefühle und können unser Denken bestimmen. Die Gefühle beeinflussen unser Denken und unsere Handlungen. Folglich ist zu erkennen, dass Gefühle, Emotionen und Empfindungen eine vermittelnde Funktion zwischen Denken und Wollen haben. Überwiegen nun die Emotionen, dann wird ein klares Denken unmöglich. Das Denken wird sozusagen „hinabgezogen in den Bauchraum“. Sympathien und Antipathien bewirken von vorne herein eine Denkrichtung innerhalb der Betrachtung und lenken Handlungen erneut in die gewohnte Richtung. Sie machen den Menschen unfrei. Ich will keinesfalls die Sympathien und Antipathien, die ein Mensch entwickelt hat, geringschätzen oder herabwürdigen. Schließlich sind sie ja auch sehr persönlich. Nur hilft uns weder die Sympathie noch die Antipathie dabei, in einem bestimmten Sachverhalt eine freie Beziehung oder Beobachtung zu einer Sache zu entwickeln.

Im Menschen bestehen verschiedene Glaubenssätze, die immer noch ungeprüft sind und aus denen der Mensch heraus die Dinge bewertet, die er sieht oder erlebt. Die Glaubenssätze haben ihren Ursprung in der Erziehung und im menschlichen Miteinander und sind innerhalb des Moralisierens sehr wirksam. Das sich „Freimachen“ von Bewertungen und vorschnellen Urteilen, von Sympathien und Antipathien, bewirkt, dass der Mensch einen freieren Stand einnehmen kann. Die Beobachtungskraft wird gefördert und die freie Wahrnehmung wird gestärkt. Die Gefühle sind empfindsamer Art und keine aufsteigenden Emotionen. Die Empfindungen werden regelrecht empfangen aus dem beobachtenden, konzentrierten und objektiven Gedankenleben innerhalb des Vorganges der Begegnung oder des Studierens eines Sachverhaltes.

Bleibt das Denken frei von bewertenden Urteilen, dann entstehen Empfindungen, die der Sache entsprechen und die Handlungen oder auch die Worte erhalten eine klare Führung aus dem Bewusstsein heraus. Sollten die Willens- und Begehrensströme das Gefühlsleben regieren, dann wird der Mensch wohl kaum aus einem klaren Bewusstsein heraus die Lebenssituation gestalten und führen können. Die Willensströme positionieren und den Willen bewusst einsetzen für die Gliederung von Denken, Fühlen und Wollen bewirkt, dass das Bewusstsein sich aufrichten kann und die Wahrnehmungen sensibler werden im Außen. Es entsteht eine Wachheit und Weite im Denken. Das Denken wird regelrecht im Außen erlebt mit Hilfe der gedanklichen Vorstellung. Das Fühlen bleibt peripher, nicht zu weit außen und auch nicht zu weit innen. Der Wille ist nicht überschießend und erhält eine klare Führung aus dem freien Denken und Fühlen und wird dadurch zu einem Kraftpotential für das eigene Ich. Liegt der Beziehungsaufnahme generell das Streben nach Entwicklung und Förderung, Klarheit und Objektivität im freilassenden Sinne zugrunde sowie die Suche nach dem Gedanken, die in jeder äußern Form zu finden ist, dann ist damit eine erbauende Substanz gegeben, die unmittelbar im Beziehungsfeld zu spüren ist.

Das ist anspruchsvoll und auch meist verbunden mit einem Überschreiten der eigenen Grenzen. Es gibt keinen Fortschritt und auch keine Entwicklung ohne eine Grenzüberschreitung. Entwicklung ist eine bewegte Lebendigkeit und trägt fortwährend das Neue in sich. Dieser Prozess braucht Übung und kann am besten trainiert werden in der direkten menschlichen Begegnung. Warum? Weil wir dann absolut präsent sein müssen und aus einer Ich-Aktivität heraus die Führung leisten. Die Schulung der Empathie findet vornehmlich im persönlichen Kontakt statt. Im Mail-Verkehr können wir uns einen Tag Zeit lassen.

Stellen wir uns ein Beispiel vor: Viele Menschen üben sich in diesem Prozess und entwickeln dadurch eine gewisse Leichtigkeit im Umgang miteinander. Die Empathiefähigkeit ist in diesem Sinne kein Mitgefühl, das Abhängigkeiten hervorruft oder als Vorwand benutzt wird, sich solidarisch und großzügig zu zeigen, sondern sie wird zu einer Grundlage für konstruktive Kritik, die nicht entwürdigend oder beleidigend ist. Kritik ist notwendig, wenn erkannt wird, dass ein vorgegebenes Ziel nicht verfolgt wird und das Ergebnis ein anderes ist oder gar dazu beiträgt, dass ein Abbau im Miteinander entsteht. Ein Schreinerlehrling braucht die empathische Fähigkeit des Schreinermeisters, damit dieser ihn konstruktiv schult und durchaus auch kritisiert, damit der Lehrling eine Fachkunde entwickeln kann, die ihn selbst zum Meister und unabhängig macht. Der Lehrling wird dankbar sein. Das „Sich-Freimachen“ von Denkmustern, Glaubenssätzen, Bewertungen und vorschnellen Urteilen sowie von Sympathien und Antipathien wird von Heinz Grill als „leibfrei“ bezeichnet. Die Emotionen und das Vergangene haften dem Körper, dem Irdischen an und haben nicht wirklich eine Bedeutung für die Entwicklung und Gestaltung der Zukunft.

Werden in einem Dialog die Beschreibungen zu einem besuchten Vortrag zunächst sachlich und klar formuliert und wird sogar der Grundgedanke des Referenten zu Beginn des Gespräches ausgesprochen, dann bekommt der Zuhörer die Möglichkeit, sich frei ein Bild zu kreieren. Sowohl der Beschreibende als auch der Zuhörer können am Gedanken des Referenten ansetzen und sich sozusagen dort begegnen. Die entstehenden Wahrnehmungen und Empfindungen sind klar und entsprechen der Sache. Gegen Ende des Gespräches können die ersten eigenen Eindrücke hinzugenommen werden, aber sie beeinflussen dann nicht so stark das eigene Urteil des Zuhörers.

„Wenn alle moralisierenden Urteile überwunden werden, kann sich das Bewusstsein automatisch freier vom Leibe bewegen.“

Heinz Grill

Die Geburt einer neuen Beziehungskultur. Zusammenfassend formuliert hat allgemein die Beziehungsaufnahme zu einer Sache, zu Themen und Ereignissen und natürlich zu Menschen eine große Auswirkung auf das Physische und Seelische-Geistige Leben. Im gesunden Beziehungsleben liegt ein Rhythmus der Bewegung, eine Offenheit für Neues und moralisierende Urteile sind fehl am Platz. Aber was liegt der Bewegung zugrunde und welche Bedeutung hat der Rhythmus in diesem Zusammenhang? Wie entsteht ein gesundes Beziehungsleben? Was ist notwendig für eine Beziehungsaufnahme?

Eine gelungene Beziehungsaufnahme lässt sich nicht aus dem Unbewussten heraus praktizieren. Die empathische Beziehungsfähigkeit entwickelt sich aus dem wiederholten Üben, das Wesentliche einer Sache und die Motivlage erkennen zu wollen. In der Art der Beziehungsaufnahme sehe ich eine große Entwicklungschance für die seelisch-geistige Position des Menschen, die wiederum eine Auswirkung auf alltägliche Lebensbereiche und die Umwelt hat. Die Kunst der Beziehungsfähigkeit, die wahre Empathie und das rhythmische Zusammenwirken konnte ich bisher bei Heinz Grill auf vielfältige und eindrückliche Weise studieren und beobachten. Es ist erkennbar, dass der Beginn im Interesse liegt und eine innere Bereitschaft erfordert, sich „verbinden zu wollen“ und im Sinne der Empathie ein Interesse für andere Menschen und ihre Fähigkeiten notwendig ist. Ein simples „Sich Wahrnehmen“ genügt nicht. Es ist entscheidend, welcher Gedanke der Beziehungsaufnahme zugrunde liegt. Geht es um die Entwicklung und Fortschritt des Menschsein als geistbegabtes Wesen oder geht es um die eigene Bereicherung, um das Konsumieren von Fähigkeiten Anderer, Eigendarstellung und Machtausübung im zwischenmenschlichen Bereich?

Die Haltung von jedem einzelnen Menschen ist bedeutungsvoll für die Zukunft. Jeder Einzelne trägt eine Verantwortung für die Atmosphäre in seinem Umfeld und weit darüber hinaus. Das freie Bewusstsein als ein Ergebnis der Überwindung von moralisierenden Urteilen ist eine Chance für eine erbauende Zukunft und einer neue Beziehungskultur.

Die Rückkehr aus der „Krise“ wird nur gelingen, wenn nicht das Moralisierende sondern die Fakten und Objektivitäten das Beziehungsfeld prägen.


Anmerkungen

1 Heinz Grill: Heinz Grill Beiträge zu einem Neuen Yogawillen. Ein individueller Yogaweg zur Ausgestaltung der Soziabilität. Heinz Grill, Geistforscher, Heilpraktiker, Alpinist, Spiritueller Lehrer, Begründer des Neuen Yogawillen und Autor zahlreicher Bücher, hat auf seiner Homepage umfangreiche Artikel dazu veröffentlicht. Buch von Heinz Grill „Die Signaturen der Planeten und die seelisch geistige Entwicklung in der Pädagogik“ mit Unterrichtsbeispiele des Herausgebers Günther Pauli. „Frei vom Leibe“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass das Bewusstsein sich unabhängig von den bisherigen Erfahrungen, Erlebnissen, Urteilen, Sympathien und Antipathien frei bewegen kann.

2 Erich Decker, Mainz, erich@decker –net.de/ Dipl. –Wirtsch.- Ing. und Mediator, ILP-NET Impulse zur Persönlichkeit, Bericht „Wie kann der freie Mensch seinen Standpunkt zur Corona-Situation finden“ Eine Vorgehensweise zur freien Meinungsbildung.

3 Recherchen zum Thema Lifelogging/self-tracking/Selbstvermessung im neoliberalen, digitalisierten Zeitalter.

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"Dieser Bericht steht inhaltlich in Verbindung mit einer Yoga-Übungseinheit, die ich in einem Video aufgezeichnet habe."

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